Geschichte und Rassenstandart

 


Ich möchte Euch eine Rasse vorstellen, die sich im Laufe der Jahre im kalten, nördlichen Klima der skandinavischen Länder entwickelte.
 

In nordischen Sagen und Erzählungen ist oft die Rede von einer langhaarigen *Zauber-, Feen- oder Trollkatze*. Die *Edda* -wichtigste Quelle altgermanischer Heldendichtung (9-12 Jh.)- berichtet von zwei großen, langhaarigen Katzen, die den Himmelswagen der Göttin Freya zogen. Selbst der mächtige Thor lernte sie kennen bei einer Reise nach Jotunheimen. Er begegnete einer Katze, die so gewaltig war, daß er es nicht schaffte sie hoch zu heben.
 

Aber natürlich ist die Waldkatze nicht geradewegs aus der Mythologie in die nordischen Wälder spaziert. Man nimmt an, daß vor sehr langer Zeit Stämme aus Mittell-u. Osteuropa nach Skandinavien zogen, die auch Katzen mit sich führten. Diese Tiere könnten die *irdischen* Vorfahren der Waldkatze sein. Jahrhundertelange Selektion durch das rauhe Klima hat diese gut angepasste Katzenrasse entstehen lassen. Die Waldkatze hat hierfür ihren typischen *doppelten* Pelz entwickelt. Das Deckhaar ist halblang, leicht fettend und wasserabweisend. So ist sie immer vor Durchnässung geschützt. Die weiche Unterwolle schützt die Tiere vor Kälte, Erfrierungen und entwickelt sich hauptsächlich im Winter. Besonders auffallend sind dann die *Hemdbrust* , der *Backenbart* und die *Knickerbockerhosen* an den Hinterbeinen. Der Körper einer ausgewachsenen (dauert bis zu 3 Jahren) Waldkatze sollte groß, kräftig, geschmeidig und lang gestreckt auf hohen Beinen sein. Die Hinterbeine sind höher als die Vorderbeine. Die Pfoten sind dick und kräftig. Zwischen den Zehen wachsen dichte Haarbüschel *Schneeschuhe*, die das Einsinken in den Schnee verhindern sollen. Wie die Waldkatze sonst noch auszusehen hat .. und wen es interessiert, der klicke bitte hier und schaue sich den offiziellen Standard an.

Die Waldkatze ist nicht  verwandt mit der Europäischen Wildkatze.

Lange Zeit lebte die Waldkatze ungestört, aber auch unbeachtet in den Wäldern und Tälern Norwegens und Schwedens, wo man auch heute noch mit viel Glück frei lebende Exemplare dieser Rasse antreffen kann. Ansonsten war sie als Mäusefänger und Spielgefährte der Kinder ein gerne gesehener Gast auf den Wald- und Fjordbauernhöfen. Leider wurde sie dann immer seltener durch die Vermischung mit den dominierenden Genen der kurzhaarigen Hauskatze.

Eine Gruppe von Katzenliebhabern erkannte dann Anfang der dreißiger Jahre, dass es sich bei den einheimischen Katzen um eine natürlich gewachsene Rasse handelt und beschloss, die Waldkatze zu züchten und so ihre Ursprünglichkeit zu erhalten. Dann zerstörten die Kriegswirren diesen Anfang der Zuchtbemühungen. Nach dem Krieg verfolgten einige Liebhaber den Plan weiter, mit möglichst rassereinen und typvollen Tieren diese Art zu erhalten. Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges wurden die Waldkatzen auf einer Ausstellung in Oslo erstmals als Rasse vorgestellt. Aber erst im September 1972 wurde die Waldkatze als eigenständige Rasse anerkannt und erhielt einen vorläufigen Standard.  Die Zucht wurde in den nächsten Jahren erschwert, da es nur wenige anerkannte Tiere gab. Die Züchter mussten drei Generationen nachweisen, um einen Antrag auf internationale Anerkennung zu stellen.
 

Hier ein paar Daten in Kurzform:

1973 - Aufruf zur Lokalisierung vorhandener Zuchttiere

1974 - Der erste Wurf von Pippa Skogbus mit Pan`s Trulls wird geboren. Auf diese beiden Waldkatzen und Trul`s

             zweiter *Ehefrau* Pan`s Trulte lassen sich noch heute viele Stammbäume zurückverfolgen.

1975 - Gründung des Norskskogkattring (skog=norw. Wald , katt=norw. Katze) in Oslo, der noch heute bestehenden

             Interessengemeinschaft Norwegische Waldkatze

1977- Anerkennung der Norwegischen Waldkatze auf der Generalversammlung der Fifé in Paris

Pan`s Truls - noch heute sehen viele Norweger so aus

Im November 1977 wurde Pan`s Truls als erster Norwegischer Waldkater mit vollem Zertifikatsstatus anerkannt. Sein Bild war im Fernsehen zu sehen und die Nachricht wurde überall übertragen. Ganz Norwegen freute sich über *ihre* neue Katzenrasse.

Die Norwegische Waldkatze heisst also *norwegisch*, weil sie zuerst in Norwegen anerkannt wurde und es norwegische Züchter waren, die sich der Rasse annahmen, obwohl es auch in den anderen nordischen Ländern Waldkatzen gab.

Es gibt die Waldkatze inzwischen in vielen verschiedenen Farben, mit und ohne weisse Abzeichen, mit Ausnahme der Pointzeichnung wie z.B. bei der Birma oder Siam, chocolat, lila, cinnamon und fawn. Seit Juni 2004 sind die x-Farben von der Fifé (der weltgrößte Dachverband) offiziell anerkannt worden. Nun sind auch die Farben amber und amber-light und noch mehr, die dazu zählen, gültig. Hmm.. ich hab da so meine Schwierigkeiten mit und sträube mich noch immer gegen diese Farben. Ich mag sie einfach nicht und erkenne sie für mich nicht an. Vielleicht bin ich da zu engstirnig ... mag sein. Aber ich bin einfach der Meinung, wir sollten die Rasse mit ihren typischen Rassemerkmalen erhalten und nicht mit irgenwelchen Farben herumexperimentieren. Wofür braucht man neue Farben bei einer Katzenrasse? 

Bei der Zucht der Tiere achtet man vor allem auf Typ und Fellqualität und erst in zweiter Linie auf Farbe und Farbverteilung, die sowieso Geschmackssache ist. Einkreuzungen anderer Rassen sind verboten. Sie würden das spezielle Fell, den Typ und vor allem den traumhaften Charakter der Waldkatzen zerstören.

Der Züchter unterscheidet zwischen *agouti* (gestromt oder getigert) und *nonagouti* (einfarbig bzw. ohne Zeichnung). Der Begriff *agouti* bedeutet Wildfärbung und meint die Bänderung der einzelnen Haare. Schwarze und schwarz-gestromte oder schwarz-getigerte Tiere weisen oft die beste Fellqualität auf.

Die Fellpflege ist eigentlich sehr problemlos. Einmal pro Woche kämmen (mit einem grobzinkigen Kamm für Semilanghaar-Rassen) und bürsten genügt normalerweise, da ihr Fell aufgrund seines besonderen Aufbaus nicht zum Verfilzen neigt. Lediglich in der Zeit des Fellwechsels sollte man täglich zum Kamm greifen (wenn nicht anders möglich auch zur Schere). Zum einen weil sich durch die toten Haare vor allem unter den Achseln und in des Höschen Knötchen bilden könen, zum anderen verschlucken die Katzen sonst beim Putzen zu viele Haare und Probleme mit Haarbüscheln im Magen sind dann vorprogrammiert.

Selbst bei den Babys ist es bereits dringend erforderlich zum Kamm bzw. Bürste (weich wie bei Menschenbabys) zu greifen. Denn man gewöhnt das kleine Kätzchen besser früh daran, wenn man nicht später mit Lederhandschuhen bewaffnet seine ausgewachsene Katze oder Kater ( bis zu 7 - 8 kg) bürsten muss. Keine Stelle des kleinen Katzenkörpers sollte ausgespart werden. Denn gerade ausgewachsene Kater lassen sich oft sehr schwer bändigen, wenn sie schon nur die Bürste sehen. Ich spreche da aus Erfahrung :))))

Keine besonderen Ansprüche stellt die Waldkatze bei der Haltung. Mann kann sie ins Freie lassen, doch sie fühlt sich auch in der Wohnung *sauwohl*. Über einen eingenetzten Balkon oder ein Freigehege, sie liebt es nämlich auch bei kaltem Wetter an der frischen Luft zu sein, würde sie sich freuen, ist aber nicht von Nöten. Um den Kletterkünsten trotzdem genügend Rechnung zu tragen, ist die Anschaffung eines am besten Decken hohen Kratzbaumes absolute Pflicht. Denn die Waldkatze liebt es hoch zu liegen.

Waldkatzen sind sehr gesellig und anhänglich ihrem Menschen gegenüber. Ignoriert man sie zu lange (jedenfalls ihrer Meinung nach), dann macht sie sich durch *Köpfchengeben* bemerkbar und fordert so zum Schmusen und Spielen auf. Der ausgeprägte Spieltrieb bleibt oft bis ins hohe Alter vorhanden.

Aufgrund dieser Charaktermerkmale leben Norweger nicht gerne alleine. Wenn man länger als acht Stunden aus dem Haus ist, sollten es besser zwei Katzen oder Kater  oder Katze und Kater sein. Ein alleingelassenes Baby fängt sonst an sich zu langweilen (eine erwachsene Katze natürlich genauso) und wer sich langweilt, sucht sich Beschäftigung ... Tischdecken runterziehen, im Vorhang schaukeln oder die Wand von der lästigen Tapete befreien - solche oder andere *Schandtaten* verleihen dann der Unzufriedenheit mit der Einsamkeit Ausdruck. Ein Katzenpärchen dagegen kann sich die Zeit gemeinsam vertreiben, z.B. mit Pfotenballspielen, heissen Hetzjagden oder gemeinsamen Kuschelstunden.

War die Norwegische Waldkatze in den ersten Jahren noch eine Seltenheit auf internationalen Ausstellungen, so ist sie heute immer häufiger zu sehen. Mit ihrem Charme, der Eleganz und der urwüchsigen Kraft eines Naturburschen hat sie sich in das Herz vieler Katzenfreunde geschlichen.

Sie ist ein angenehmer Hausgenosse, anhänglich und verschmust, zugleich aber selbstbewusst und lebendig.

Falls auch Sie dem Charme dieser herrlichen Rasse erliegen und Sie noch Fragen haben, rufen Sie doch einfach mal an oder schicken mir eine E-Mail.

Ich gebe Ihnen gerne Auskunft über die vielen kleinen Dinge, die man so wissen möchte.

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